Das Weihepriestertum
Das Weihepriestertum - "Als Repräsentant Christi des Hauptes den Menschen dienen"
Anknüpfend an unsere Bemühungen von letzter Woche, den Begriff des "Allgemeinen Priestertums" zu fassen und zu verstehen, haben wir uns nun mit der Bedeutung des Weihe- (bzw. Amts-) priestertums auseinandergesetzt und versucht, die Spezifika dieser "Form" des Priester-Seins zu erarbeiten. Dabei haben wir uns schwerpunktmäßig mit den wesentlichen Passagen zweier Texte des II. Vatikanums auseinandergesetzt, nämlich mit "Lumen Gentium" und "Presbyterium Ordinis".
Beim Betrachten der biblischen Fundierung, der geschichtlichen Entwicklung und der Texte des Konzils ist uns dabei in der Gruppe vor allem eines klargeworden: Das geweihte Amtspriestertum steht nicht in Konkurrenz zum allgemeinen Priestertum aller Gläubigen, vielmehr ist es innerhalb des kirchlichen Lebens eine notwendige Ergänzung. Das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen und das "Priestertum des Dienstes", d.h. das hierarchische Weihepriestertum, unterscheiden sich zwar dem Wesen, aber nicht dem Grade nach. Beide sind einander zugeordnet und nehmen auf ihre je besondere Art und Weise am EINEN Priestertum Jesu Christ teil.
Dem geweihten Priester kommt dabei kraft seiner "sacra potestas" ("heiligen Vollmacht") die Funktion zu, die Gemeinde in Einheit mit dem jeweiligen Bischof zu leiten (Hirtendienst), ihr das Wort Gott zu verkünden (Verkündigungsdienst) und mit ihr gemeinsam die heilige Eucharistie zu feiern, sowie ihr die übrigen Sakramente und Sakramentalien aus dem Gnadenschatz der Kirche zuzuwenden (Heiligungsdienst).
In diesem dreifachen Dienstamt konkretisiert sich so das Profil des "Amtspriesters": Dieser steht nicht über, sondern inmitten seiner Gemeinde, er ist nicht "mehr Priester" als der "normale" Gläubige, sondern er ist es auf eine andere Weise, indem er innerhalb der Gemeinde kraft seiner Leitungsvollmacht das "Haupt Christi" repräsentiert.
Wichtig scheint uns als Gruppe dabei zu sein, dass die beiden Formen des Priestertums nicht in polemischer Weise gegeneinander ausgespielt werden. Vielmehr sollen alle kraft ihrer je spezifischen Berufung und ihrem jeweiligen Charisma am Aufbau der Kirche als des einen Leibes Christi mitarbeiten.
Mag. Patrick Hofer
Erzdiözese Wien